Borkenkäfer schädigt Fichten in den Wäldern des Landesverbandes Lippe
Wer aktuell mit aufmerksamem Blick durch die Wälder in Lippe streift oder wandert, sieht in Fichtenbeständen häufig rostrote oder gar kahle Kronen, oder zu Füßen der Stämme Unmengen an grünen Nadeln. Ursache dafür sind Borkenkäfer. Die Forstabteilung des Landesverbandes Lippe hat, wie viele Waldbesitzer in ganz Deutschland auch, einen ungewöhnlich hohen Befall ihrer Fichten mit diesen Forstschädlingen feststellen müssen. Nach derzeitigem Stand sind mindestens 10.000 Festmeter Fichtenholz betroffen.
„In diesem Jahr kommen mehrere Faktoren zusammen“, weiß Verbandsvorsteherin Anke Peithmann aus zahlreichen Gesprächen mit ihren Kolleginnen und Kollegen in der Forstabteilung. „Das Orkantief ‚Friederike‘, das am
18. Januar 2018 auch über Lippe hinweggestürmt ist, hat zahlreiche geborstene oder entwurzelte Fichten in unseren Wäldern zurück gelassen. Mit ca. 67.000 Festmetern hat ‚Friederike‘ Bäume, zum großen Teil auch Fichten, im Volumen des halben jährlichen Holzeinschlags des Landesverbandes Lippe insgesamt erwischt.“ Die extrem aufwendige und zeitintensive Aufarbeitung und Rückung dieses Sturmholzes habe sich weit in den Sommer gezogen, sie sei bis heute nicht vollständig abgeschlossen. „Die extreme Dürre und Hitze im Sommer hat zudem alle Bäume, auch Fichten, geschwächt und den Borkenkäferbefall begünstigt.“
„Wir registrieren in Lippe dieses Jahr eine Massenvermehrung der beiden aggressivsten Borkenkäferarten an Fichten: dem Buchdrucker und dem Kupferstecher“, erläutert Hans-Ulrich Braun, Leiter der Forstabteilung des Landesverbandes Lippe. „Beide Käferarten haben 2018 sehr gute Bedingungen für ihre Entwicklung vorgefunden – Brutmaterial im Sturmholz von ‚Friederike‘ und hohe Temperaturen –, die ihre Entwicklung begünstigen.“ Fichten seien als Nadelbäume grundsätzlich gut an trockene Zeiten angepasst. „Die lange und extreme Trockenheit hat jedoch dazu geführt, dass auf einigen Standorten, die unter normalen Bedingungen feucht genug sind, der Boden ungewöhnlich tief austrocknete. Gleichzeitig hatten die Bäume aufgrund der hohen Temperaturen einen erhöhten Wasserbedarf.“ Damit seien besonders viele Fichten infolge von Trockenstress anfällig geworden für Käferbefall. „Von Frühjahr an bis in den September hinein konnten sich bis zu drei Käfergenerationen entwickeln, das ist in unseren Breiten selten.“
Nach Brauns Einschätzung sind bis jetzt rund 10.000 Festmeter Fichtenholz in Landesverbandswäldern geschädigt. Maßnahmen sind das rasche Ernten und Entrinden der Bäume und ein zügiger Abtransport aus dem Wald, um das Überspringen der Borkenkäfer von kranken auf gesunde Bäume zu verhindern: „Unsere Forstwirte sind aber bereits aufgrund der Aufräumarbeiten nach ‚Friederike‘, die zu ihren üblichen Aufgaben hinzugekommen sind, an ihren Kapazitätsgrenzen. Und auch bei Forstunternehmern gibt es inzwischen Engpässe, sowohl was Personal angeht als auch Maschineneinsatz. Schließlich stehen aktuell alle Waldbesitzer in Deutschland vor den gleichen Herausforderungen wie wir.“ Zudem sei der Fichtenholzmarkt nahezu gesättigt, die Preise hätten deutlich nachgegeben. Zum Ausmaß möglicher Einbußen kann Braun aber noch keine Angaben machen, da der Befall noch weiter geht; auch die Auswirkungen des Orkantiefs „Friederike“ auf den Haushalt der Forstabteilung sind noch nicht abschließend zu beziffern.
Abbildung: Borkenkäferbefall unter der Rinde. Foto: Landesverband Lippe
Hintergrundinformation
Buchdrucker und Kupferstecher zählen zu den rindenbrütenden Borkenkäfern. Diese kommen an Nadel- und Laubbäumen vor. Sie leben zwischen Holzkörper und Rindenoberfläche, sind sehr klein und je nach Art zwei bis sechs Millimeter lang.
Kupferstecher befallen bevorzugt Kronen und starke Äste, Buchdrucker die unteren Stammteile. Sie bohren sich mit ihren Mundwerkzeugen durch die Baumrinde. Im nährstoffreichen Bast angelangt, nagen die Weibchen Muttergänge und verteilen darin – abhängig von der Käferart – bis zu 100 Eier. Die aus den Eiern schlüpfenden Larven fressen rechtwinklig zu den Muttergängen Larvengänge. Die Gangsysteme der Nachkommenschaft eines Weibchens können bei manchen Arten mehr als zwei Quadratdezimeter groß werden. Dabei wird flächig Bastgewebe zerstört. Die Fraßgänge unterbrechen den Nährstoffstrom von der Krone in die Wurzel. Zudem infizieren die Käfer das Holz mit Pilzsporen. Am Ende ist der Baum nicht mehr in der Lage, seine Wurzeln mit Nährstoffen und seine Blätter bzw. Nadeln mit Wasser zu versorgen. Er stirbt ab.