Carvingkurse auf Burg Sternberg erfreuen sich großer Beliebtheit
Samstagmorgen um 11.00 Uhr, der Himmel zeigt sich freundlich blau, die Sonne schickt endlich die ersehnten warmen Strahlen. Auf der Burg Sternberg im Extertal ist Motorsägenheulen zu hören, doch Bäume werden hier nicht gefällt: Im Burghof stehen massive Holzskulpturen, zwölf in Schutzkleidung gut eingepackte Holzkünstlerinnen und -künstler gehen mit ihren Motorsägen gerade an den Feinschliff. Noch gut zwei Stunden, dann sind sie fertig: ihre mit der Motorkettensäge geschnitzten Kunstwerke. Verbandsvorsteherin Anke Peithmann ist gekommen, um sich ein Bild von den Carvingkursen des Landesverbandes Lippe zu machen und lädt alle Teilnehmer – Künstler wie Ausbilder – zu einer Pause mit Schaumküssen ein.
„Die Carvingkurse sind eine gemeinsame Idee der Forstabteilung und der Lippischen Kulturagentur und werden seit 2010 mit stetig wachsendem Erfolg durchgeführt: Inzwischen bieten unsere Kollegen mehrere Kurse pro Jahr an, und diese sind durchgängig ausgebucht“, weiß Peithmann. Grund für sie, wieder einmal bei einem Kurs vorbeizuschauen und mit Ausbildern und Schnitzkünstlern ins Gespräch zu kommen: „Das Interesse an Motorsägenkunst und an dieser ungewöhnlichen Möglichkeit zur schöpferischen Selbsterfahrung und kreativen Betätigung wächst, und mich freut besonders, dass regelmäßig Frauen an den Kursen teilnehmen. Heute stellen vier Frauen ihr Können unter Beweis.“
Lobende Worte richtete sie an die Ausbilder Sven Christiansen, Thorsten Mühlenhof, Burkhard Edler und Frank Jendreck: „Sie engagieren sich mit viel Herzblut und Fleiß und machen jeden einzelnen Kurs zu einem ganz besonderen für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Bei diesem Kurs ist mit Patrick Sinnerbrink ein Rollstuhlfahrer dabei, der ebenfalls unter ihrer Hilfestellung mit der Motorkettensäge schnitzen durfte. Das ist ein wunderbares Beispiel für gelebte und gelungene Inklusion.“
Christiansen, Mühlenhof, Edler und Jendreck führen die Kurse zum kreativen Schnitzen und Gestalten mit der Motor- und Elektrokettensäge auf der Burg Sternberg gemeinsam durch. Freitagnachmittags beginnen sie mit der Sicherheitsunterweisung der acht bis maximal zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dann wird ein Holzpilz geschnitzt, um sich mit der Carving-Säge und der Formgebung vertraut zu machen. Nach dem Abendessen wird die Skulptur für den nächsten Tag geplant, abgerundet wird der Tag durch eine unterhaltsame Burgbesichtigung. Am Samstagvormittag beginnt die „richtige Arbeit“: „Unsere Künstler fertigen im Verlauf des Kurses ihre selbst erdachte Skulptur, die sie mit nach Hause nehmen können.“ Die Palette der so entstandenen Kunstwerke reiche vom einfachen Holzpilz über Pferdeköpfe und Eulen bis hin zu menschlichen Porträts. Als Holzarten stehen Lärche, Fichte und Douglasie zur Verfügung. „Willkommen sind Anfänger wie Fortgeschrittene, jeder kann sich hier ausprobieren, körperliche Fitness und eine gute Kondition sind Voraussetzung“, erläutert Christiansen. Mitzubringen sind Sicherheitsschuhe, Schutzausrüstung und Werkzeuge werden gestellt.
Bislang haben rund 400 Schnitzkünstler aus ganz Deutschland teilgenommen – eine beeindruckende Zahl, die ihrem Konzept recht gibt: „Unsere Kurse kommen hervorragend an. Dazu trägt sicher auch das schöne Ambiente bei: Die theoretischen und praktischen Arbeiten finden auf der Burg Sternberg“, betont Jendreck. Hier können die Teilnehmer des zweitägigen Kurses auch übernachten – und am Abend des ersten Kurstages das gemütliche Beisammensein im Kaminzimmer der Burg genießen.