Ergebnisse der Forsteinrichtung zeigen Ausmaß der Borkenkäferschäden
Landesverband zieht Konsequenzen aus Klimaverschiebung und setzt zukünftig auf Eiche, Buche und Douglasie
Die Forstabteilung des Landesverbandes Lippe hat auf der gestrigen Verbandsversammlung die Ergebnisse der Waldinventur vorgestellt: Trockenheit, Sturm und Borkenkäfer haben deutliche Spuren an den Fichtenbeständen hinterlassen. Zur Kompensation wird der Landesverband zukünftig verstärkt auf Eiche bei Laub- und auf Douglasie, Kiefer, Lärche und Küstentanne aus Naturverjüngung bei Nadelhölzern setzen. Das neue Forsteinrichtungswerk wurde verabschiedet – mit der Maßgabe, ein Konzept unter wissenschaftlicher Begleitung zu erstellen und vorzulegen.
„Der Gesetzgeber verpflichtet Waldbesitzer, regelmäßig alle zehn Jahre eine Forsteinrichtung durchführen zu lassen. Das Gutachten zeigt wertvolle Ergebnisse auf und liefert einen Leitfaden zur nachhaltigen Bewirtschaftung des Waldes in den nächsten zehn Jahren“, erläuterte Verbandsvorsteher Jörg Düning-Gast. Das alte Forsteinrichtungswerk war zum 31. Dezember 2019 ausgelaufen. Die Deutsche Forstberatung von Thomas Oppermann aus Arnsberg hatte die Ausschreibung für die Erstellung der neuen Forsteinrichtung gewonnen und im März 2020 mit der stichprobenbasierten Inventur der Wälder des Landesverbandes begonnen.
„Oppermanns Resultate liefern uns eine Übersicht über unseren aktuellen Bestand und Vorrat sowie eine Prognose des jährlichen Zuwachses. Diese Ergebnisse bilden die Basis für die Kalkulation über den zukünftig möglichen waldbaulichen Hiebsatz pro Jahr und die zukünftige Waldverjüngungsplanung. Mit der berechneten Nutzungsplanung bis 2029 können wir weiter eine nachhaltige ertragreiche Bewirtschaftung des Waldes gewährleisten“, führte Hans-Ulrich Braun, Leiter der Forstabteilung des Landesverbandes, aus und erklärte: „Trockenheit, Sturm- und Borkenkäferschäden haben ihre Spuren hinterlassen, besonders bei unseren Fichtenbeständen. Deshalb wurde der Hiebsatz im Vergleich zur letzten Forsteinrichtung nach unten korrigiert auf maximal 93.000 Erntefestmeter pro Jahr. Da sind nur noch 73% des bisherigen Nutzungssatzes.“
Der Fichtenbestand des Landesverbandes ist seit der letzten Inventur 2009 von 20,2% auf 8,2% gesunken. Das Kalamitätsende wird für 2030 prognostiziert, dann wird der Landesverband vermutlich nur noch 900 Hektar Fichte im Alter von 1 bis 20 Jahre besitzen. An ihre Stelle treten vermehrt die volkswirtschaftlich wichtigen Nadelbaumarten Kiefer, Lärche, Douglasie und Küstentanne. Der Laubholzanteil ist weiter gestiegen von 70,3% (2009) auf 76,5% (2021). Die Buche bleibt mit 51% die wichtigste Baumart, gefolgt von der Eiche mit 13%. Der Anteil von Mischbeständen hat spürbar zugenommen. Den licht- und wärmeliebenden Eichenarten bieten die großen, aufgrund der Borkenkäferkalamitäten entstandenen Freiflächen gute Startbedingungen. Sie sollen das Gerüst für einen klimastabilen Zukunftswald bilden.
Auch hinsichtlich der Wertleistung können Eichenarten künftig eine gute Alternative zur Fichte darstellen: „Oppermanns Bericht zeigt uns nicht nur, dass die Trauben- und Stileiche in Zukunft auch im Klimawandel wohl sehr gute Wuchsbedingungen haben werden“, erklärte Braun, „sondern auch, dass standortangepasste Laubhölzer durch einen hohen Zuwachs, Flächenvorrat und Stabilität interessant und ökologisch wertvoll sind. Selbst eine weniger gute Eiche ist zurzeit mehr wert als eine Buche.“
Erfreuliche Nachrichten liefert die Forsteinrichtung über den Anteil des ökologisch wertvollen Totholzes, das im Wald verbleibt und Tieren und Pflanzen Nahrung und Unterschlupf bietet. Seit 2009 hat sich der gemessene Totholzanteil verdreifacht, auf 18,5 Kubikmeter pro Hektar, und liegt damit über dem deutschen Durchschnitt von 16,7 Kubikmetern pro Hektar. „Das ist das Ergebnis der verantwortungsvollen und nachhaltigen Bewirtschaftung durch unsere Förster“, lobte Düning-Gast. „Totholz ist Lebensraum für Insekten und Pilze und deshalb ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems Wald.“
Auch beim Thema Klimaschutz leistet der Wald einen wichtigen Beitrag: So speichern die Wälder des Landesverbandes nach den Ermittlungen zurzeit 4,415 Mio. Tonnen CO2. „Das in unseren Forsten gespeicherte Kohlendioxid entspricht rund 116.185 großen LKWs, das ist beeindruckend und sehr erfreulich“, ergänzt Düning-Gast. Insgesamt, aufgrund der Holznutzung und der Substitution anderer Baustoffe durch Holz, beläuft sich die Klimaschutzleistung des Landesverbandes auf mindestens 110.500 Tonnen CO2 jährlich.
Die Verbandsversammlung diskutierte die Ergebnisse des Gutachtens intensiv, aber auch positiv. Ergänzend beauftragte sie die Verwaltung mit wissenschaftlicher Begleitung ein Konzept zu erarbeiten, mit dem in Zukunft die ökologisch bereits guten Ergebnisse der Waldbewirtschaftung noch besser werden können. Die Arbeiten hierzu werden allerdings einige Monate der Vorbereitung in Anspruch nehmen.
Bildunterschrift: Als Alternative zur Fichte: Der Landesverband wird zukünftig verstärkt auf Eichen setzen. (Foto: Landesverband Lippe)