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18. Januar 2017

Forstabteilung des Landesverbandes Lippe zieht zehn Jahre nach Kyrill Bilanz

In der Nacht vom 18. auf den 19. Januar 2007 fegte der Orkan Kyrill mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 225 km/h über Mitteleuropa hinweg und verursachte erhebliche volkswirtschaftliche Schäden. Auch der Landesverband Lippe, der mit einer Fläche von 15.600 ha   über das größte Waldvermögen im Kreis verfügt, war betroffen. Heute – zehn Jahre nach Kyrill – sieht der Landesverband seine Wälder mit Blick auf mögliche Unwetter und Stürme gut gewappnet.

„Die Schäden von Kyrill an den Landesverbandswäldern sind  damals nicht so dramatisch ausgefallen wie an anderen Orten in Nordrhein-Westfalen: Lediglich 3,8 Prozent unseres damaligen Gesamtholzvorrats wurden geschädigt, dies entspricht der Menge an Holz, die innerhalb eines Jahres in den Wäldern des Landesverbandes wieder nachwächst“, weiß Verbandsvorsteherin Anke Peithmann.  Dies sei auch auf die Waldstruktur zurückzuführen: „Es ist seit Jahrzehnten beim Landesverband Tradition, Mischwälder aus sturmfesten Laubholz und Nadelholz heranzuziehen.“ Die Forstabteilung habe in der Folge nicht nur die Aufarbeitung der Sturmschäden zügig umgesetzt und bereits Ende 2009 abgeschlossen. „Sie hat seitdem auch ganz konsequent den Anteil an Reinbeständen reduziert und für stabilere, artenreiche Mischwälder gesorgt. Das ist die beste Versicherung gegen neue Sturmschäden.“

Hans-Ulrich Braun, Leiter der Forstabteilung des Landesverbandes Lippe, erinnert sich noch gut an die Sturmnacht: „Kyrill hat bei uns 105 Hektar Wald derart in Mitleidenschaft gezogen, dass sie wiederaufgeforstet werden mussten. Außerdem haben wir rund 126.000 Festmeter Sturmholz geerntet.“ Vom Sturm besonders betroffen waren der Norden und der Südosten Lippes: „Auf das Regionaldezernat Schieder entfielen 78.000 Festmeter Sturmholz, auf das Regionaldezernat Horn 48.000 Festmeter“, so Braun. Insbesondere reine Nadelholzbestände wie Fichtenreinbestände  litten unter den starken Böen, 90 Prozent der Schäden entfielen auf sie. Auch wenn Aufarbeitung, Wiederbewaldung und vorzeitige Nutzung des nicht reifen Sturmholzes zusätzliche Kosten verursachte, hielten sich die Schäden durch Kyrill in Grenzen: „Die Wälder des Landesverbandes weisen traditionell einen hohen Laubholzanteil  von ca. 70 Prozent auf, der Anteil an Fichtenreinbeständen lag bei ca. 15 Prozent, damit war das Sturmschadensrisiko schon deutlich geringer.“

Denn nicht erst seit Kyrill, sondern schon seit vielen Jahren setzen die Landesverbandsförster bei ihrer waldbaulichen Arbeit ein Mischwald-Konzept um, das eine führende Hauptbaumart mit einer dienenden Nebenbaumart und weiteren, hoch­wertigen Baumarten kombiniert. Als Beispiel nennt Braun einen Bestand aus Eiche oder Douglasie als Hauptbaumart, Buche oder Hainbuche als dienende Baumart und Edelhölzern wie Ahorn, Esche oder Elsbeere als hochwertige Baumart. „Eine solche Waldstruktur erlaubt es uns nicht nur, den Bestand zu unterschied­lichen Zeitpunkten schonend und einzelstammweise zu nutzen. Sie überzeugt auch optisch durch ein schönes, strukturiertes Waldbild. Und sie ist unter ökologischen Gesichtspunkten deutlich stabiler und gesünder und bei Stürmen deutlich weniger anfällig.“ Zur Umsetzung dieses Konzepts werden junge Bäume gepflanzt, aber auch die natürliche Waldentwicklung wie Naturverjüngung und Sukzession gefördert.

Aufgrund dieses Waldbaukonzepts sieht Braun die Waldflächen des Landesverbandes heute gut für die prognostizierten Folgen des Klimawandels – zu ihnen zählen neben Stürmen auch Trockenperioden und Starkregen – gewappnet. „Wir haben alle von Kyrill betroffenen Flächen wieder aufgeforstet und generell die Umwandlung unserer Wälder in artenreiche Mischwälder vorangetrieben. Dabei wurde der Anteil an Fichte an nicht geeigneten Standorten reduziert und durch standortangepasste Baumarten ersetzt, z. B. durch Douglasie oder Eiche.“ Gleichwohl werde die Fichte an für sie geeigneten Standorten in Mischbeständen auch künftig gefördert: „Wir wollen den Nadelholzanteil bei ca. 30 Prozent halten, denn Nadelholz ist ertragreicher als Laubholz und somit ein wichtiger Faktor für die Einnahmen des Landesverbandes Lippe.“

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