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17. August 2017

Geheimnisse aus der vorrömischen Eisenzeit sollen in Lippe gelüftet werden

Mit der Grotenburg bei Detmold verbinden die Lipperinnen und Lipper heute in erster Linie das Hermannsdenkmal. Dass sie ein eingetragenes Bodendenkmal ist und noch viele archäologische Geheimnisse birgt, ist vielen nicht bekannt. Das Lippische Landesmuseum Detmold, das als Einrichtung des Landesverbandes Lippe für die Bodendenkmalpflege in Lippe verantwortlich ist, will die Geheimnisse der Grotenburg lüften: Zurzeit finden Ausgrabungen zu Füßen des „grünen Recken“ gemeinsam mit Studierenden und Wissenschaftlern der Cardiff University (Wales) statt. Die Grabung zu Füßen des Hermanns und eine weitere, zweite Grabung am Piepenkopf in Dörentrup sind Vorbereitungen für ein Kooperationsprojekt, das sich mit Wallburgen bzw. Höhensiedlungen aus der vorrömischen Eisenzeit beschäftigt.

„Unser Lippisches Landesmuseum als für die Bodendenkmalpflege verantwortliche Einrichtung sucht immer wieder den Schulterschluss zu wissenschaftlichen Einrichtungen aus ganz Europa und stößt für Lippe höchst spannende Kooperationsprojekte an“, sagte Verbandsvorsteherin Anke Peithmann bei einer Besichtigung der Grabung am Hermannsdenkmal. Peithmann kam mit den Dozenten der Cardiff University – Dr. Oliver Davis und Ian Dennis – sowie den Kollegen der Bodendenkmalpflege – Dr. Elke Treude, stellv. Direktorin des Lippischen Landesmuseums und Leiterin der Bodendenkmalpflege Lippe, und Johannes Müller-Kissing, Archäologe am Lippischen Landesmuseum – ins Gespräch. „Für den Landesverband Lippe wäre es eine enorme Bereicherung, wenn die Grabungen neue, interessante Erkenntnisse über die Besiedlungsgeschichte der Grotenburg erbringen würden. Sie würden zum einen die fachliche Expertise und das große Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Bodendenkmalpflege untermauern. Zum anderen wären sie für Lippe und seine Geschichte von herausragender Bedeutung und könnten z. B. im Schulunterricht, aber auch in der touristischen Vermarktung des Hermannsdenkmals bzw. der ganzen Region eine Rolle spielen.“

Die aktuellen Grabungen am Hermannsdenkmal und am Piepenkopf sind Vorbereitungen für ein mehrjähriges Kooperationsprojekt des Lippischen Landesmuseums mit der Cardiff University (Wales) und der Ruhr-Universität Bochum. Ziel des Projektes ist, Erkenntnisse über lippische Wallburgen und Höhensiedlungen aus der vorrömischen Eisenzeit zu gewinnen und mit Forschungsergebnissen aus anderen europäischen Gebieten zu vergleichen. „In Deutschland gibt es vielfältige Erkenntnisse über die Eisenzeit aus Bayern oder Baden-Württemberg, jedoch nicht aus nördlichen Regionen wie z. B. Lippe. Wir freuen uns deshalb, dass wir hier aktiv werden können“, erläuterte Dr. Oliver Davis, Archäologe der Cardiff University und ausgewiesener Experte für Höhenbefestigungen der Eisenzeit. „In ganz Europa, z. B. in Großbritannien, Frankreich oder Deutschland, finden wir solche Wallburgen. Warum haben die Menschen in der Eisenzeit ähnliche Anlagen errichtet? Gab es einen Wissenstransfer, z. B. durch Migration, oder kamen die Menschen an unterschiedlichen Orten einfach zu ähnlichen Lösungen? Dienten die Anlagen zur Abwehr gegen Feinde oder waren sie ein Statussymbol? Wie lebten die Menschen in diesen Anlagen? All dies sind faszinierende Fragen, auf die wir hier Antworten zu finden hoffen.“

Am Piepenkopf fanden die Studierenden u.a. Keramikscherben  und ein Spinnwirtel – die ursprünglichste Form einer Handspindel zum Verspinnen von Fasern. „Am Hermannsdenkmal stießen wir bei einer Wallanlage auf Spuren, die recht jung sind: Spuren aus den 1960er/1970er Jahren“, berichtete Archäologe Ian Dennis, Dozent an der Cardiff University für moderne Grabungsmethodik. „Hier wurde deutlich, dass vorhandene Wallanlagen vermutlich in den 1960er oder 1970er Jahren erneuert und weiter aufgebaut wurden. Und wir fanden ein Portemonnaie, das vermutlich aus diesem Zeitraum stammt und nun eingehend untersucht werden muss.“

Die drei Kooperationspartner Lippisches Landesmuseum, Cardiff University (Wales) und Ruhr-Universität Bochum sind aktuell im Gespräch über die gemeinsame Fortführung der Grabungsarbeiten. Sie sollen jeweils im Sommer in Lippe an unterschiedlichen Orten stattfinden. Die Funde nehmen die Studierenden nach Cardiff mit, wo sie analysiert und restauriert werden. „Danach erhalten wir die Funde ins Lippische Landesmuseum zurück, damit wir die gewonnen Erkenntnisse in die Ausstellung integrieren und damit der Öffentlichkeit präsentieren können“, sagen Treude und Müller-Kissing abschließend.

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