Landesverband verabschiedet Familie Lehmann nach 55 Jahren Pacht
Rückblick auf die lange Geschichte der Domäne Barntrup
Die Domäne in Barntrup steht bereits seit vielen Jahren, seit der Gründung des Landesverbandes gehört sie zu dessen Immobilienbestand. Nicht nur das Gebäude, sondern auch seine Bewohner gehören fest zur lippischen Geschichte; mit dem Auszug des Landwirts Uwe Lehmann endet nun deren längstes Kapitel. 55 Jahre lang hat die Familie die Domäne bewohnt und dort landwirtschaftlich gearbeitet – 36 Jahre davon war Uwe Lehmann der Alleinpächter, er hat damals die Nachfolge seines Vaters angetreten. Nun geht er in den Ruhestand und die Domäne wird veräußert.
Begonnen hat alles 1966. Vater Ewald Lehmann war einer von neun Bewerbern für die Verpachtung der Domäne Barntrup, zuvor geführt von Ruth Schulze-Müllingsen. Ihr Mann Erik, der ursprüngliche Pächter, war im zweiten Weltkrieg gefallen. Da eine öffentliche Ausschreibung der Pacht unter den damaligen gesetzlichen Bestimmungen nicht möglich war und die Witwe über „beachtliche Leistungen auf dem Gebiet der Viehzucht“ verfügte, wie es in alten Akten heißt, durfte sie die Domäne weiterhin führen. Zum 1. Juli 1949 wurde das Gebäude einschließlich der dazugehörigen Flächen offiziell an sie verpachtet. Im Jahr 1966 bat sie dann darum, vor dem regulären Ablauf der Pacht, aus dem Vertrag entlassen zu werden; ursprünglich sollte ihr Sohn die Pachtnachfolge antreten, der heiratete jedoch in eine Familie aus dem Kreis Soest und bewirtschaftete von da an den Hof seiner Frau. So wurde der Grundstein für ein Leben der Familie Lehmann in Barntrup gelegt.
Im damaligen öffentlichen Bewerbungsverfahren entscheid man sich zugunsten Ewald Lehmanns. Er brachte nicht nur eine ausgezeichnete Ausbildung in Form einer landwirtschaftlichen Meisterprüfung mit, sondern verfügte über Erfahrung in der Bewirtschaftung eines Gutes, dessen Lage und Klima dem der Domäne Barntrup ähnelten. Die folgenden Jahre betrieb er Getreideproduktion und Viehzucht, in seinen Ställen standen Rinder, Milchkühe, Schweine, Geflügel und ein Pferd; er erntete u.a. Zuckerrüben, Hafer, Weizen, Gerste und Malz. Der Ertrag verblieb im Lipperland: So belieferte der Landwirt die Zuckerfabrik in Lage mit seinen Rüben und Extertal mit seiner Milch.
Bis 1985 war Ewald Lehmann der Pächter der Domäne, dann gab er diese an seinen Sohn Uwe ab, der 1984 bereits als Mitpächter eingestiegen war, nachdem er die Fachhochschule in Osnabrück als geprüfter Agrar-Ingenieur verließ und 1983 ein Jahr lang Berufserfahrung in der Verwaltung eines Ackerbaubetriebes mit Schweinemast in Paderborn-Marienloh gesammelte hatte.
Mit Uwe Lehmanns Eintritt in den Ruhestand endet eine Ära, nicht zuletzt für den Landwirt selbst. Fast sein ganzes Leben hat er auf der Domäne verbracht. Das Gebäude wurde insgesamt 55 Jahre lang von der Familie bewohnt, sie stellt ein langes Kapitel in der Geschichte der Domäne dar. Das würdigt auch Verbandsvorsteher Jörg Düning-Gast: „Familie Lehmann ist ein fester Bestandteil lippischer Tradition und Qualität. Wir haben die Familie stets als zuverlässige Pächter und Partner geschätzt. Für die vielen Jahre der Zusammenarbeit und des Vertrauens möchte ich mich herzlich bedanken.“ Auch Arne Brand, allgemeiner Vertreter des Verbandsvorstehers, wünscht Lehmann alles Gute für den Ruhestand, gemeinsam mit Düning-Gast übergibt er dem Landwirt ein Weinpräsent sowie eine signierte Ausgabe der Karikaturensammlung „Mettendchen aus dem Homeoffice“ des Künstlers Peter Menne und betont: „Die Familie Lehmann ist fest verankert in der Geschichte des Landesverbandes. Als die Familie die Domäne damals gepachtet hat, war Heinrich Drake noch Verbandsvorsteher. Als Uwe Lehmann die Pacht übernommen hat, war Helmut Holländer im Amt. Das führt uns vor Augen, wie lange die Familie und der Landesverband zusammengearbeitet haben.“
Im Laufe der Jahre hat sich in dem Betrieb viel verändert. Insbesondere die Viehhaltung wurde nach und nach eingestellt. Geflügel hielt die Familie bis 1970, 1982 verabschiedete Ewald Lehmann sich von seiner Milchviehherde, 1985 wollte er stattdessen die Schweinemast verdoppeln – doch mittlerweile betreibt sein Sohn Uwe nur noch eine reine Getreideproduktion. Viel hat der Landwirt in die Domäne investiert, um sie seinen Ansprüchen und dem Wandel der Zeit anzupassen. Die ehemalige Rinderscheune und Miste hat er ausgebaut, den Boden geteert und zu Lagerhallen für seine Geräte und Fahrzeuge umfunktioniert. Bei einem Rundgang über das Gelände wird die Familiengeschichte und das Zeugnis der Domäne wieder lebendig. Noch immer häuft sich Stroh in der ehemaligen Scheune, sehr zur Freude der Spatzen, die in dem Dachstuhl ihre Nester versteckt haben.
Uwe Lehmann wird den Großteil seines Ruhestands in Barntrup verbringen, er und seine Ehefrau haben dort eine Eigentumswohnung. Doch auch eine Auszeit in Übersee kündigt sich an. Noch kann er sein Haus in Halifax, Kanada nur aus der Ferne betrachten, durch ein Foto das im Wohnzimmer hängt – doch bald möchte er wieder zurück in ein Land, das für ihn für Freundlichkeit und Entschleunigung steht. Er hat viel Herzblut in den Betrieb gesteckt und der Abschied fällt ihm nicht leicht, gesteht er, doch er hat eine Perspektive – und schaut glücklich zu dem gerahmten Bild an der Wand.
Abbildung: Verbandsvorsteher Jörg Düning-Gast (l.) und Arne Brand, allgemeiner Vertreter des Verbandsvorstehers (r.), überreichen dem langjährigen Pächter Uwe Lehmann ein Abschiedsgeschenk des Landesverbandes. (Foto: Landesverband Lippe)