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22. November 2017

Vom Klimagipfel in Bonn nach Lippe

Vom 6. bis 17. November war Bonn der Treffpunkt für Politiker und Wissenschaftler aus aller Welt, um über die Problematik des Klimawandels zu sprechen. Drei Mitarbeiter des Forstlichen Forschungs-Instituts aus Taipeh (Taiwan Forestry Research Institute / TFRI) nutzten die Gelegenheit, nach ihren Terminen in Bonn weiter nach Ostwestfalen-Lippe zu reisen. Dr. Jiunn-Cheng Lin, Leiter der Abteilung für Forstökonomie des TFRI, Dr. Yu-Jen Lin, Wissenschaftler in der Abteilung für Forstnutzung, und Meei-Ru Jeng, Wissenschaftlerin und EDV-Expertin in der Abteilung für technischen Service, waren für drei Tage in Lemgo und besuchten die Forstabteilung des Landesverband Lippe.

„Die Forstflächen des Landesverbandes Lippe sind so groß und vielfältig, dass sie örtlich sehr unterschiedlichen grundsätzlichen Anforderungen unterliegen. Das reicht von Tourismus und Naherholung über den Naturschutz bis hin zur wirtschaftlichen Nutzung von Holz. Gleichzeitig ist die Verwaltung klein genug, um die Entscheidungsvorgänge und Herangehensweisen überschaubar darstellen zu können. Dies hat den Landesverband Lippe für einen Besuch interessant gemacht“, so Verbandsvorsteherin Anke Peithmann bei ihrer Begrüßung der Wissenschaftler im Schloss Brake.

Entsprechend vielfältig waren die Exkursionspunkte. Ein Beispiel für eine neue Art der Nutzung von Wald durch die Gesellschaft bot der Friedwald Kalletal. Friedwaldförster Detlev Dohm erläuterte das Konzept und die für solch eine Nutzung zu erfüllenden besonderen Anforderungen. Im Naturschutzgebiet Externsteine informierten sich die Wissenschaftler anschließend darüber, mit welchen Konzepten der Landesverband Lippe versucht, die recht unterschiedlichen Ansprüche eines Tourismusschwerpunktes mit jährlich rund 500.000 Besucherinnen und Besuchern und die eines hochwertigen Naturschutzgebietes mit Vorkommen vieler seltener Arten in Einklang zu bringen.

Vor dem Hintergrund des laufenden Klimagipfels lag der Schwerpunkt der Führung durch die Forstverwaltung jedoch beim Umgang mit dem Wald unter dem Gesichtspunkt des Klimawandels. Die stellvertretende Leiterin der Forstabteilung, Susanne Hoffmann, zeigte den Besuchern aus Taiwan verschiedene Waldbilder. An ihnen erläuterte sie, welche der Baumarten in den Forsten des Landesverbandes künftig vermutlich eine größere Rolle spielen und welcher Umgang mit Waldbeständen geplant ist, deren Baumarten ein zunehmend trockeneres und wärmeres Klima nicht gut vertragen. Teil ihrer Darstellungen waren sowohl die vom Landesverband Lippe für die Entscheidungsfindung verwendeten EDV- und Kartensysteme als auch die praktische Holzernte. „Die Nutzung von Holz ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz“, so Hoffmann. „Holz kann andere Werkstoffe ersetzen, bei deren Herstellung größere Mengen an CO2 in die Atmosphäre gelangen würden.“

Am Nachmittag ihres letzten Besuchstages in Ostwestfalen-Lippe fuhren die Forstwissenschaftler aus Taiwan nach Höxter. Hier trafen sie Dr. Norbert Asche vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW und Prof. Dr. Riedl von der Hochschule Ostwestfalen-Lippe. Dr. Asche stellte ein im Rahmen seiner Tätigkeit an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe erarbeitetes Konzept vor, mit dem der Wert der Leistungen, die ein Wald etwa aufgrund seiner fördernden Wirkung auf die Gesundheit oder der Bereitstellung von sauberem Trinkwasser hat, hergeleitet werden kann. Am Beispiel des „ökologischen Fußabdrucks der Holznutzung“ zeigte Dr. Asche, dass derzeit in Nordrhein-Westfalen der Holzbedarf etwa vier Mal größer ist, als die Holzproduktion. Er verdeutlichte eine sich daraus ergebende Problematik mit den Worten „Holzimport nach hier bedeutet Export von negativen Wirkungen der Holznutzung in andere Regionen.“ Auch dieser Gesichtspunkt ist bei der Abwägung von Waldnutzungskonzepten zu berücksichtigen.

Hintergrundinformation:

Taiwan ist bei einer Bevölkerungsdichte von rund 640 Einwohnern/km² (Nordrhein-Westfalen hat gut 520 Einwohner/km²) zu etwa 60% von Wald bedeckt. Der Wald hat sich erhalten, weil das Land sehr gebirgig ist und die steilen Hänge sich nicht für eine landwirtschaftliche Nutzung eignen. Wegen der großen Bedeutung der Wälder für das Land wurde bereits 1896 eine forstliche Forschungsanstalt gegründet. Im heutigen Taiwan Forestry Research Institute (TFRI) arbeiten rund 300 Wissenschaftler und Techniker an forstwissenschaftlichen Themen. Aufgabe des Instituts sind unter anderem die Entwicklung von Methoden zum Umgang mit dem Wald, die den Bedürfnissen der dort lebenden Menschen und dem Naturschutz gerecht werden, die Entwicklung von Techniken zur Waldnutzung, die Vermittlung von Wissen über den Wald sowie der Waldnaturschutz.

Abbildung:

Forstwirt Sven Christiansen (von rechts) erklärt Dr. Jiunn-Cheng Lin, Dr. Yu-Jen Lin und Meei-Ru Jeng die Schnittführung bei der Fällung von Rotbuchen. Links im Bild Forstwirtschaftsmeister Thorsten Mühlenhof und Susanne Hoffmann. (Foto: Landesverband Lippe)

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