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15. Oktober 2018

Staatssekretär Dr. Heinrich Bottermann (NRW-Umweltministerium) informierte sich über Waldbau beim Landesverband sowie aktuelle Herausforderungen aufgrund von „Friederike“ und Borkenkäfern

Das neue, für Nordrhein-Westfalen geplante Waldbaukonzept stand im Mittelpunkt eines Besuchs aus dem NRW-Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz beim Landesverband Lippe: Staatssekretär Dr. Heinrich Bottermann informierte sich über die naturnahe, nachhaltige Waldwirtschaft des Landesverbandes und gewann Einblicke in den auf standortangepasste, stabile und artenreiche Mischwälder ausgelegten Waldbau der Forstabteilung. Darüber hinaus informierte er sich aus aktuellem Anlass über die Schäden aufgrund des Sturms „Friederike“ und die Borkenkäfer-Problematik und die damit verbundenen Herausforderungen für die Forstabteilung des Landesverbandes Lippe.

„Das NRW-Umweltministerium erarbeitet aktuell ein neues Waldbaukonzept für NRW als einen Umsetzungsschwerpunkt der Klimaanpassungsstrategie Wald NRW“, sagte Bottermann. „Wir beziehen die Waldeigentümer und ihre Erfahrungen dabei ein. Der Erfahrungsaustausch vor Ort – wie heute beim Landesverband Lippe – ist dabei unerlässlich.“ Bottermann zeigte sich beeindruckt von den Waldbildern, die er bei seinem Besuch im Waldgebiet Beller Holz und im Naturschutzgebiet Norderteich kennenlernte: „Das Beller Holz zeigt, wie Waldbau mit am Standort vorkommenden und deshalb gut angepassten Baumarten umgesetzt werden kann. Genau darauf soll das neue Waldbaukonzept für NRW abzielen: Die Begründung von Mischwaldbeständen auf der Basis über-wiegend heimischer Baumarten, die für die jeweiligen Standorte geeignet sind und das Risiko von Schäden durch die prognostizierten Folgen des Klimawandels wie häufigeren Stürmen oder geänderter Niederschlagsverteilung deutlich mindern.“

Bei einem Gang durch das Beller Holz und um den Norderteich stellten Verbandsvorsteherin Anke Peithmann, der Leiter der Forstabteilung, Hans-Ulrich Braun, sowie die stellv. Leiterin der Forstabteilung Susanne Hoffmann Staatssekretär Bottermann die von Eiche dominierten Waldgebiete vor, deren Pflege, Weiterentwicklung und Bewirtschaftung sehr kostenintensiv sind: „Der Aufwand lohnt aus unserer Sicht, weil die Eiche hier gute Standortbedingungen vorfindet und gute Erträge erzielt“, erläuterte Braun. Beimischungen erfolgen durch Naturverjüngung von Rotbuche, Fichte oder Lärche sowie durch die ergänzende Pflanzung von Baumarten, die zwar nicht heimisch sind, sich aber ebenfalls am Standort bewährt haben, wie z. B. die Douglasie.

Des Weiteren standen aktuelle Herausforderungen der Forstabteilung des Landesverbandes Lippe im Fokus des Gesprächs: die Schäden des Sturms „Friederike“, deren Aufarbeitung sich weit in den Spätsommer hineingezogen hat, und die Schäden aufgrund des diesjährigen, massiven Borkenkäferbefalls bei Fichten. Dies wurde bei einem kurzen Rundgang durch den Leistruper Wald deutlich. „Wir haben bis jetzt rund 67.000 Festmeter Schadholz aus dem Sturm und über 10.000 Festmeter Schadholz aufgrund des Borkenkäfers bilanziert. Hinzu kommen überplanmäßige Ausgaben, Ursache dafür sind zusätzliche Arbeitseinsätze und zusätzlicher Einsatz z. B. von Rückeunternehmen. Endgültige Zahlen werden erst zum Jahresende vorliegen, doch schon jetzt ist klar: Wir werden deutliche Mindereinnahmen bei der Forstabteilung 2018 haben, und die überplanmäßige Ausgaben betragen rund 700.000 Euro“, erläuterte Peithmann.

Wie andere Waldbesitzer auch, stellte der Landesverband Lippe Fördermaßnahmen oder Kompensationsleistungen seitens der Landesregierung zur Diskussion. „Wir freuen uns, dass das NRW-Umweltministerium hier Gespräche führt und zum Beispiel für diese Woche zu einem Verbändegipfel zum Thema Holzschäden bzw. Dürrefolgen eingeladen hat. Denn Waldeigentümer wie der Landesverband Lippe, der mit den Einnahmen aus seinen Wäldern Kultur und Tourismus, Denkmalpflege und Naturschutz in Lippe finanziert und fördert, bedürfen der Hilfe“, so Peithmann. Denkbar wären z. B. Unterstützungsleistungen bei der Wiederaufforstung oder auch die Gleichbehandlung von Privatwald- und Körperschafts- bzw. Kommunalwaldbesitzern bei Unterstützungsleistungen insbesondere nach Kalamitäten wie Borkenkäferbefall.

 

Hintergrundinformation:

Das neue Waldbaukonzept NRW soll als forstliches Fachkonzept ein Informationsangebot an Forstfachleute und Waldeigentümer/-innen bei der Bewirtschaftung ihrer Wälder sein und mit Blick auf den Klimawandel als Entscheidungshilfe waldbaulichen und forstbetrieblichen Handelns fungieren. Es soll Empfehlungen für zeitgemäße und zukunftsorientierte waldbauliche Planung und Bestandesbehandlung anbieten, auf der Grundlage aktueller Gesetzgebung, den Grundzügen nachhaltiger und ordnungsgemäßer Forstwirtschaft und nach den aktuellen bundesweiten und internationalen forstwissenschaftlichen Standards. Aktuelle wie auch prognostizierte zukünftige Auswirkungen des Klimawandels werden dabei berücksichtigt. Perspektivisch sollen die fachlichen Grundlagen stets aktualisiert in das Waldbaukonzept einfließen, um dem Waldbesitzern/-innen, je nach Intensität des Klimawandels, die besten Entscheidungshilfen anbieten zu können. Wichtigste Grundlage und Ausgangspunkt für alle Entscheidungen sind Kenntnisse über den konkreten Standort, dessen Möglichkeiten und Entwicklungspotenzial. Die Umsetzung des Konzeptes in der forstlichen Praxis wird unterstützt durch ein umfassendes Schulungs- und Fortbildungsangebot durch den Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen. Das Konzept soll Ende 2018 vorliegen.


Abbildung:

Staatssekretär Dr. Heinrich Bottermann (Mitte) informiert sich im Beller Holz bei Horn-Bad Meinberg über den Eichenwaldbau des Landesverbandes Lippe, mit (v.r.): Verbandsvorsteherin Anke Peithmann, Hans-Ulrich Braun (Leiter der Forstabteilung des Landesverbandes Lippe), Susanne Hoffmann (stellv. Leiterin der Forstabteilung des Landesverbandes Lippe) und Dr. Rainer Joosten (Leiter des Referats Waldbau, Klimawandel im Wald, Holzwirtschaft im NRW-Umweltministerium).
(Foto: Landesverband Lippe)

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